Hi,
also erstmal danke für die ausführlichen Antworten und euch auch ein frohes Neues Jahr
Was mir direkt auffällt, ist, dass wir eine unterschiedliche Wahrnehmung der Gruppe haben.
Ich zum Beispiel hatte häufig den Eindruck, dass ihr nicht in die Bresche springt, sondern das für uns einfach kein richtiger Platz ist um Dinge auszuspielen. Und was die Besonnenheit des Barbaren angeht, da liegt es schon sehr in der Hintergrundgeschichte begründet, die ihr ja nicht kennt.
Hrothgar ist kein kampfeslustiger Barbar, der sich gerne in Kämpfe stürzt. Er ist ein aus seinem Stamm Vertriebener, der versucht an Kraft zu gewinnen, um eines Tages den unrechtmäßigen Häuptling seines Stammes herausfordern zu können.
Das geht natürlich nicht, wenn er tot ist. Deswegen versucht er dem höheren Ziel zu folgen und sich selbst am Leben zu halten. Danach folgt der Schutz derjenigen, die ihm etwas näher stehen. Da er durch Erfahrungen seiner Kindheit der Überzeugung ist, dass er anderen den Tod bringt, muss er versuchen, diese so gut wie möglich zu schützen. Da es aber so etwas wie ein Fluch für ihn ist, wird er es akzeptieren, wenn dann doch jemand stirbt.
Dann kommt noch hinzu, dass er kein "Held" ist. Er hat sich nicht die Profession des Abenteurers ausgesucht und ist losgezogen um Dungeons zu plündern. Er wurde verstoßen und muss nun alleine oder in kleiner Gruppe
zurecht kommen.
Und das kleine Mädchen ist ihm reichlich egal. Sie ist schwach und hat es eigentlich nicht verdient gerettet zu werden, wenn sie sich so einfach von ihrer Schwester überrumpeln lässt. Er geht eigentlich nur mit, weil ihr es für nötig haltet. Deswegen auch die Vorsicht.
Da ist es eben zweckdienlicher einen Kämpfer zu spielen, der ja trotzdem kluge Anmerkungen machen kann, mit viel ratio handelt und die Intrige wittert obwohl er von den Werten und dem Hintergrund eigentlich überhaupt nicht die nötige Intelligenz oder sozialen Fähigkeiten/Kompetenzen hätte um so zu handeln.
Und hier möchte ich auch direkt sein:
Der Barbar ist ein Brett im Kampf. Er ist derjenige der regeltechnisch auf den Kampf optimiert ist. Hier wird der
Rage-Modus im Kampf eingeschaltet und die Gegner zerhackt, aber dann wird philosophiert ob es ratsam sei ein gefährliches Unterfangen einzuschlagen, weil man sterben könnte.
Der Barbar hat soziale Nachteile, die kann man rollenspieltechnisch ausspielen oder auch nicht.
Und ich finde, hier macht Patrick auch seinen Job als Spielleiter indem er dich darauf auch hinweist:
Du kannst den Brief nicht lesen, denn du kannst nicht lesen.
Ich sehe auch nicht, warum jeder Barbar ein dummer Wilder sein muss, der nur auf Kampf aus ist.
DIESER Barbar ist eben anders, er versucht ohne Kämpfe durchzukommen und etwas Frieden zu finden in der allzu harten Welt. Aber wenn es nun mal sein muss, dann nutzt er die Dinge, die ihm seine Kultur und seine Gene mitgegeben haben, um Gefahren abzuwenden. Er handelt überlegt, weil er in seinem Dorf angefeindet wurde und aufpassen musste, wem er vertraut und mit wem er sich anlegen konnte. Daher auch die vorsichtige und besonnene Handlungsweise. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass man mit Weisheit 10 schon wissen kann, dass es sehr unvorsichtig ist, in eine Höhle mit 2 Vettel und jeder Menge Dienern und evtl. Fallen etc. zu gehen, wenn 1 Vettel alleine uns nur knapp nicht komplett getötet hat.
Also ich lege mich hier in der realen Welt nicht mit 2 oder mehr Personen gleichzeitig an. Und ich würde nicht sagen, dass dazu viel Weisheit gehört. Deswegen finde ich den Unterton, des "Du spielst den Barbaren zu klug" auch nicht passend. Ich spiele ihn nur nicht wie das Klischee des dummen Wilden, der ohne Gedanken in jeden Kampf rennt, weil er halt unzivilisiert ist. Das ist dann nämlich auch kein Rollenspiel, sondern langweilig.
Mal völlig abgesehen davon, dass ich erwartet hatte, dass ein Ritter etwas von Taktik oder Strategie versteht und nicht sagt: "Ein Berg voller Gegner, die von einem Alarm vorbereitet sind auf uns Eindringlinge? Kein Problem. Uns passiert bestimmt nichts. Wer hat jemals etwas von einem Vorteil durch Vorbereitung und Terrainkenntnis gehört?"
So gesehen ist es ja in Ordnung, wenn der Ritter sich wie ein Barbar spielt und der Barbar wie ein Ritter. Dann ist die Gruppe in Balance, so wie alle Dinge es sein sollten.
Und die Effizienz im Kampf kommt hauptsächlich aus 2 Quellen: 1. Der Wut, die nun mal Teil der Klasse ist und 2. der zweihändigen Waffe, die mit einem höheren Stärkemodifikator besser skaliert, als eine einhändige Waffe.
Ich wollte vom Konzept her, dass der Charakter ruhig und zurückhaltend ist, weil er davon ausgeht, dass diejenigen, die er trifft, nicht lange leben werden. Deswegen öffnet er sich nicht so schnell, damit es ihn nicht so hart trifft, wenn es denn soweit ist.
Soviel zu Hrothgar.
Jetzt ein paar Punkte, die ich gerne aufgreifen möchte:
Also Ra'uls und Flavius Einstellung und Verhalten (als 'heldenhafte Recken') kann ich problemlos herleiten und finde ich nachvollziehbar und stimmig.
Heldenhaft heißt nicht todesmutig, zumindest nicht für mich. Ra'ul ist schon einmal gestorben, weil er heldenhaft sein wollte und mir persönlich ist nicht klar, warum jemand, der so fragil ist, sich so unbedarft in Gefahr begibt. Sorry, aber das ist für mich nicht herleitbar. Das ist für mich das Klischee des sich selbst opfernden Paladins. Allerdings ist der von einer göttlichen Inspiration getrieben und auch der Paladin geht nicht zum Erzteufel und fordert ihn heraus, wenn er weiß dass er nur verlieren kann, weil er dann nichts Gutes in der Welt mehr bewirken kann.
Wenn wir einfach von den Vetteln getötet werden, dann hat das niemandem was genutzt, außer, dass die Vetteln die Ausrüstung ihrer Schwester zurückbekommen. Dass wir vermutlich nicht sterben werden, weil der Meister uns nicht auslöschen will, ist ja etwas, was die Charaktere nicht wissen können. Das sehe ich tatsächlich als etwas merkwürdig an, weil es so ein bisschen rüberkommt, wie, lasst uns ruhig losgehen, uns passiert schon nichts.
Tut es aber, besonders, wenn man es realistisch aus Sicht der Charaktere betrachten würden. Die wissen nämlich nichts vom Meister und seinen Interventionen. Und zu sagen, ich sterbe lieber, als dass ich das Mädchen dort lasse, ist vielleicht etwas für ein Epos, aber auch nichts, was dem Mädchen hilft. Außerdem irgendwie unglaubwürdig, da wir nicht die Eltern der Kleinen sind, noch uns für ihr Verschwinden interessiert haben, als sie gerade weg war.
Ja, da waren wir noch angeschlagen. Aber wenn wir eh eher sterben würden, als das Mädchen in den Fängen der Vetteln zu lassen, kann das ja wohl kein Argument sein.
Ich habe auch die beschriebene Szene ganz anders im Kopf bzw. sehe sie nicht so negativ. Nahimana hat nach Spuren gesucht, weil sie das wollte, aber auch von der Gruppe aus sollte. Die Spuren haben ins Moor geführt, wo sie sich verloren haben. Wir haben geklärt, dass Klara entführt wurde.
Die Szene lief allerdings so ab, dass direkt am Fenster von Clara schon keine Spuren mehr zu finden waren und Nahimana weiter suchen wollte, aber da schon von euch gesagt wurde, ist nicht notwendig. Dann hieß es von Nahimana, dass man ja noch woanders in dem Dorf suchen könnte und dann der Lampenschirm-Spruch (s.u.) kam.
Dann erst hatte sie vorgeschlagen nochmal im Moor zu suchen, aber da hieß es schon, neee. Keine Lust. Taverne ist doch viel angenehmer.
Wie schon erwähnt hatte Hrothgar seine Gründe das nicht zu unterstützen, weil er der Meinung war, dass es sich nicht lohnt, aber die "heldenhaften Recken" haben lieber ihr Bier getrunken, bis sie 5 Tage später ihr Gewissen wiedergefunden haben.
Apropo Zeit das ist ein wichtiger Faktor. Wir haben halt nur alle paar Wochen (leider im moment Monate) einen Spieltermin und in dem stehen uns vielleicht unterm Strich 5 Stunden effektive Spielzeit zur Verfügung. Da lässt es sich halt manchmal nicht so entspannt eine mehrstündige Schankraum- oder Lagerfeuerszene spielen in der die 'Sag mal wie war das eigentlich früher bei dir' -Frage gestellt wird.
Aber wie schon erwähnt, sind Mark und ich die letzten, die sich einer solchen sehr rollenspiellastigen Szene verweigern würden. Eher anfachen und begeistert mittragen.
Als Beispiel sei hier erwähnt, dass R'aul und Flavius Nahimana nur stirnrunzelnd Das Mädchen aus einer anderen Welt nennen und schon oft ihre Skepsis ob dieses Umstandes zum Ausdruck gebracht haben. Als Spieler verstehe ich die Geschichte und finde sie auch toll, aber mein Charakter findet sie eben sonderbar und kann sie nicht recht glauben: Eine klare Aufforderung mit uns zu spielen
Warum tretet ihr an uns heran und sagt, ihr wollt mehr Rollenspiel. Überlegt doch lieber wie ihr mehr zeigen könnt und wir werden das dankbar aufsaugen und euch zurückgeben.
Wenn unsere Sitzung nur aus einer langen Tavernenszene bestünde, wäre das doch nicht schlimm. Schließlich geht es ja nicht darum, möglichst schnell das nächste Lvl zu erreichen. Wir haben dann vielleicht nur 2 mal im Jahr einen Stufenaufstieg, aber wenigstens super Atmosphäre.
Dass ihr so eine Szene gerne anfachen würdet, kam mir nicht so vor. Insbesondere erinnere ich mich da an eine Szene, in der Nahimana und Hrothgar ein Gespräch hatten und sich etwas ausgetauscht haben, über ihre Erfahrungen und Nahimanas Welt. Währenddessen hast du, Stefan, im Handy rumgespielt und Mark hat in Büchern geblättert. Das bestärkt dann nicht gerade.
Ähnlich verhält es sich mit dem Versuch von Tala Keya ihren Charakter weltfremd erscheinen zu lassen, indem sie Fragen zu der Welt stellt, die allerdings in den meisten Fällen einfach ignoriert werden. Ich meine, sie kommt von einer anderen Welt und fragt, was Untote sind, bzw. ob die hier auch böse sind und dann kommt halt nix dazu. Sie läuft durch die Stadt und sagt, dass es sooo viele Menschen sind und es wird auch nicht aufgefangen und mitgetragen, das einzige was passiert ist, dass sich lustig gemacht wird über dieses Mädchen.
Wenn man einen Vergleich heranziehen möchte, dann ist sie wohl noch etwas weltfremder als Luna Lovegood. Aber sie kann es auch nicht ausspielen, weil der einzige, der ihr antwortet, ab und an ich bin und auch das wird dann als die zwei unterhalten sich, interessiert aber sonst keinen, abgehakt.
Das ist auf jeden Fall der Eindruck den ich und Tala Keya haben.
Und ich möchte, falls das irgendwie untergegangen ist, nochmals anmerken, dass Tala Keya bisher keine Rollenspielerfahrung hat und deswegen auch noch nicht so gut abschätzen kann, was man so "darf".
Sie hat mir gesagt, dass sie nach Claras verschwinden gerne weiter nach Spuren gesucht hätte, dann aber nach den Witzeleien, wie z.B. "steht sie dann irgendwo mit nem Lampenschirm aufm Kopf in der Ecke?", nicht allein auf die Suche gegangen ist, weil sie nicht wusste, ob das denn angemessen ist oder nicht.
So gesehen ist es vielleicht ganz hilfreich, da noch ein bisschen mehr Hilfe zu bieten. Wenn ich so an meine ersten Sitzungen zurückdenke, da wird mir ganz mulmig zumute.
Aus Zeitgründen konnte ich noch nicht auf Patrick24 eingehen. Das wird in den nächsten Tagen kommen.
Vermutlich aber erst nächste Woche, weil ich dieses WE auf einer Veranstaltung bin.